Stockfotografie damals und heute:
der Aufstieg einer neuen Ästhetik

Die Rolle der Fotografie in der Werbung wurde früher als unterstützendes Material für den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen angesehen. Dies waren typische Bilder von glücklichen Menschen, die das Leben genossen und zeigten, wie Produkte ihr Leben bereicherten. Heute geht es um Bilder, die einen Lebensstil verkaufen, was die Werbung über das eine Ziel hinaus erweitert hat.

Wie Fotografen die großen Konzepte und Anliegen der Werbung darstellen, ist neu, sowohl in der Ausführung als auch in der künstlerischen Vision. Bilder sind kontextueller. Das bedeutet, dass sie sich auf Stimmung, Atmosphäre und künstlerische Ausrichtung der Szene konzentrieren. Motive auf isolierten Hintergründen sind aus dem Blickfeld geraten und schließen dieses Kapitel der Stockfotografie für immer ab.

Die Umstellung auf das Internet hat zweifellos Platz für noch mehr Themen, Metaphern in Bildern und teilbare Inhalte geschaffen. Ein großer Teil der Bilder, die auf diese Weise für den Massenmarkt verwendet werden, helfen, mehr über die Ästhetik und die wesentlichen Werte unserer Gesellschaft zu verraten. Diese Einflussfaktoren wirken sich auch auf Kunst und Wirtschaft weltweit aus.

Die traditionelle Werbung konnte sicherlich nicht die Entfaltung eines anderen Segments der Werbung vorhersehen - die Evolution der Massenmedien. Der neue Kundenstrom zu den Microstock-Websites bestand nicht nur aus Agenturen, sondern auch aus Redakteuren, Designern und Personen mit eigenen Bedürfnissen. Dadurch wurde Raum für Nischeninhalte geschaffen und die Microstock-Bibliotheken über die klassischen populären Kategorien hinaus erweitert.

Da neue Kunden eine neue Nachfrage bedeuten, begann unsere Bibliothek die Verbreitung neuer Themen mit Inhalten für kleinere Unternehmen, Online-Unternehmen, Start-ups und sogar private Webnutzer, die ihre Websites und Blogs pflegen. Das Ergebnis sind mehr Kategorien und die Erweiterung von Bibliotheken und Portfolios, die auf mehr Details fokussiert sind.

Online-Werbung und Segmente von Neukunden befassen sich mehr mit dem Verkauf eines Lifestyles: Werte vermitteln, Stimmung erzeugen und (wie erwartet) mithilfe internationaler Fotografen eine künstlerische Vision fördern. Dabei bleibt kein einziges Thema unberücksichtigt.

2010 wurde Instagram eingeführt, das den Alltag von Millionen Menschen verändert und zwangsläufig die Aktien beeinflusst hat. Die Ära der Social Media hat nicht nur professionellen Fotografen, sondern auch Amateurfotografen neue Möglichkeiten eröffnet. Die Fotografie wurde zu einem integralen Bestandteil von jedem, der sich auch nur im Entferntesten für die Fotografie interessierte.

Was für die Stockfotografie bedeutete, war, dass die Nachfrage nach nutzergenerierten Inhalten aus dem gesamten Web Platz für Aufnahmen machte, die weniger perfekt in der Komposition waren. Der bevorzugte Stil waren mehr Blickwinkelaufnahmen, die die Schönheit des Alltags enthüllten.

Die sozialen Medien ermutigten jeden Zweiten, eine Kamera (oder ein Telefon) in die Hand zu nehmen und der Fotografie eine Chance zu geben. Das Einfangen von Alltagsmomenten inspirierte die Kreativität und ermöglichte es jedem, sich an der Fotografie zu versuchen. Es schien, dass eine professionelle Kamera nicht mehr zwingend erforderlich war, insbesondere im Bereich der Stockfotografie.

Verbunden mit der Eigenart von Online-Plattformen, folgten technologische Veränderungen. Social Media-Inhalte wurden hauptsächlich auf Mobiltelefonen konsumiert. Stock Fotografie Websites begann eine Bewegung, mobile Fotografie in ihre Bibliotheken zu integrieren, und natürlich auch damit, vertikale Aufnahmen dem Bedarf der sozialen Medien anzupassen.

Social Media und der Übergang zu einer mobilen Welt arbeiten Hand in Hand, um eine weitere Welle der Ästhetik einzuführen - Inhalte, die fesselnd und teilbar sind. Das Wort 'Authentizität' tauchte auf dem Markt auf, mit Bildern, die nicht unbedingt perfekt waren, aber real. Social-Media-fähige Inhalte waren in den letzten Jahren sehr gefragt und gewinnen weiter an Dynamik, da sich die Stockfotografie von den reinen Studio-Portfolios entfernt.

Jetzt reicht es aus, ein Telefon bei sich zu haben, um die stark nachgefragten Themen zu veranschaulichen. Eine einfache Suche kann einem zeigen, was man aufnehmen soll, wann man aufnehmen soll und wie man es macht. 2020 macht es so gut wie keinen Unterschied, ob man eine gute Handykamera oder eine 5.000-Euro-DSLR hat. Aber das ist noch nicht alles, was den technischen Einfluss auf die Ästhetik der Stockfotografie ausmacht.

Durch Fortschritte und eine erhöhte Verfügbarkeit der Kameras war es für Fotografen einfacher, Mitwirkende bei Microstock-Plattformen zu werden. Spiegellose Kameras gaben den Fotografen mehr Flexibilität und ermöglichten eine natürliche Integration der Fotografie in ihren Alltag. Jeder konnte eine leichte, erschwingliche Kamera dabei haben und in vergleichbarer Qualität fotografieren.

Heute investieren die meisten Stockfotografen in leichtgewichtige Alternativen zu DSLRs, sie erkunden weiterhin die Welt und nehmen ihre Kameras überall hin mit. Das bringt Vielfalt in die Inhalte, wird aber auch durch Hochrechnungsmöglichkeiten auf ausgewählten Stockfotografie-Plattformen noch besser zugänglich gemacht.

Ein weiterer Pluspunkt der technologischen Fortschritte der letzten Jahre schuf Raum für die Nachtfotografie und insbesondere für die Astrofotografie. Diese Nische ist darauf zurückzuführen, dass die ISO 2002 die größte Transformation durchlaufen hat - die ISO-Grenze wurde auf 6400 erhöht. Dies hatte erhebliche Auswirkungen auf die Nachtaufnahmen und die Erforschung von Bereichen bei schlechten Lichtverhältnissen.

Wenn es noch eine andere Bewegung gibt, von der wir uns verabschieden können, dann ist es die HDR-Fotografie. Es sind immer weniger überarbeitete Fotos auf den ersten Seiten von Microstock-Plattformen zu sehen. Der Grund dafür ist zum Teil der Bedarf an authentischen Inhalten, was den Fotos unmittelbar widerspricht, die mit starken Kontrasten die Augen belasten.

Eine neuere Entwicklung ist die Ablehnung der extremen Foto-Retusche, die kürzlich von der #ShowUs-Bewegung, die keine Retusche in der Fotografie erfordert, vorangetrieben wurde. Frühe Beispiele für die gleiche Ideologie gab es in Frankreich, wo das Photoshopping von Models zur Förderung falscher Ideale verboten wurde.

Dies schuf eine neue Art von Bewegung in Bezug auf die Fotografie von Menschen. Überproduzierte Aufnahmen resonieren nicht mit dem Publikum, sondern stellen vielmehr das dar, was nicht existiert. Fotografen können sich für bessere Objektive und Sensoren entscheiden, die den Aufwand für die Postproduktion überflüssig machen. Das Zeitalter der Scheinideale und der HDR-Fotografie ist längst vorbei.

Der letzte und jüngste Wandel in der Stockfotografie-Ästhetik war der Konsens zwischen Kunden und Fotografen über Inhalte, die nicht nur authentisch, sondern auch einschließend und im Einklang mit den heiß begehrten Themen unserer Zeit sind. Das bedeutet, dass es eine Verschiebung bei den kreativen Entscheidungen gibt, die sowohl eine Forderung als auch eine Selbstverständlichkeit in der Stockfotografie ist.

Was in den 20er Jahren populär war, reflektiert diese Zeit, und was reflektiert unsere eigentlich? Fotografen haben einen charakteristischen Touch, und sie konzentrieren sich auf Individualität, um sich von anderen abzuheben, und nicht auf generische Konzepte, die vor 5 und 10 Jahren populär waren.

Persönlich zu werden und seinen unverwechselbaren Stil zu unterstreichen, bedeutet auch, von perfekten Aufnahmen zum Hervorheben von Unvollkommenheiten zu wechseln, um sich einen kreativen Vorteil zu verschaffen. Wir sprechen davon, Unvollkommenheiten zu verstecken, indem wir sie einbeziehen. Mit Absicht. Dieses Konzept erstreckt sich auf die Bedeutung von Inklusivität, das Zeigen echter Menschen und das Darstellen der Welt, wie sie ohne Filter ist.